Seit einiger Zeit gibt es eine spezielle Version von RouterOS für virtualisierte Systeme, genannt Cloud Hosted Router (CHR). Diese eignet sich sowohl zur Installation im lokalen Virtualisierer wie Proxmox, Hyper-V, VMware oder VirtualBox, als auch zum Betrieb in Cloud-Plattformen wie Amazon AWS, Microsoft Azure oder den vServer-Angeboten der Webhoster.
Die Lizensierung erfolgt dabei anders als bei der regulären RouterOS-Variante. Wie sie genau funktioniert zeige ich im folgenden Beitrag.
Die Versionen für x86 und RouterBOARD-Geräte werden bei MikroTik anhand einer so genannten Software-ID lizensiert, der Key ist direkt an das jeweilige System gebunden und wird bei einem Wechsel der Hardware ungültig. Die unterschiedlichen Lizenzlevel schalten zudem verschiedene Funktionen frei – der wesentliche Unterschied ist dabei die Anzahl gleichzeitiger Tunnel, VPN-Verbindungen und User Manager-Sitzungen sowie die Funktionalität als Access Point.
Das CHR-Lizenzmodell
Bei der Cloud-Variante geht MikroTik einen anderen Weg und bindet die Lizenz an das Nutzerkonto. Die Funktionalität ist in allen Lizenzleveln gleich, der Preis ist dafür abhängig von der maximal unterstützten Schnittstellengeschwindigkeit. Besonders erfreulich ist, dass im Gegensatz zur x86-Version ein Wechseln der virtualisierten Instanz problemlos möglich ist, die Lizenz kann einfach online binnen weniger Sekunden auf die neue Maschine transferiert werden.
Zudem gibt es die Möglichkeit, eine kostenlose Testversion über einen Zeitraum von 60 Tagen zu benutzen, dazu steht auch eine dauerhaft kostenfreie Version mit limitierter Bandbreite zur Verfügung, die sich beispielsweise für Testinstallationen eignet.
Alle Details zur Lizensierung finden sich im Wiki des Herstellers.
Die Verbindung mit dem Nutzerkonto
Um eine Lizenz zu erwerben, muss die installierte CHR-Instanz zunächst mit dem MikroTik-Nutzerkonto verbunden werden, welches man sich einfach auf der Webseite einrichtet. Im Auslieferungszustand verfügt die VM in der Regel über eine Testlizenz vom Typ P1:
[floeff@MikroTik] > /system license print system-id: /...C level: p1 next-renewal-at: may/21/2018 22:59:59 deadline-at: jun/20/2018 22:59:59
Im Gegensatz zur x86-Variante verbindet sich die CHR-Version regelmäßig mit dem MikroTik-Lizenzserver, um die Gültigkeit der Lizenz zu verfizieren. Dazu sind in der Regel ca. zwei Monate Zeit. next-renewal-at gibt an, wann die Maschine die Erneuerung der Lizenz das nächste Mal versucht, deadline-at zeigt, nach welchem Datum die Lizenz deaktiviert wird.
Deaktivieren heißt in diesem Fall, dass die CHR-Instanz zwar weiterhin lauffähig ist, aber keine Updates mehr erhält. Man sollte daher darauf achten, dass die Installation regelmäßig Kontakt zum Lizenzserver aufbaut.
Handelt es sich um die kostenlose Testlizenz, so ist laut Wiki keine nachträgliche Verlängerung möglich, die VM muss dann zwingend neu aufgesetzt werden! Was im Falle des Ablaufs einer bezahlten Lizenz passiert, das weiß ich nicht.
Um die Instanz mit dem Nutzerkonto zu verbinden, genügt der Befehl:
/system license renew level=p1 account=dein@nutzer.konto
Nach Eingabe des Passworts zeigt das System mittels status: done an, dass die Verbindung erfolgreich war. Im MikroTik-Konto sollte dann die jeweilige System-ID unter CHR Licences | All CHR keys sichtbar sein, mit dem Hinweis “(Trial)“:

Um aus der Testversion eine vollwertige Lizenz zu machen, genügt ein Klick auf Upgrade. Im folgenden Dialog wird nochmals die System-ID angezeigt, zudem kann der gewünschte Lizenzlevel ausgewählt werden – im Beispiel ist das P1, mit einer Geschwindigkeit von 1 Gbit/s.

Anschließend wird nochmals der Warenkorb angezeigt und es muss eine entsprechende Zahlungsmethode ausgewählt werden. Auch hier ist es möglich, etwaige Gutscheine von Konferenzen zum Erwerb der Lizenz zu verwenden.

Kurze Zeit später sollte unter CHR Licences | All CHR keys die neu erworbene Lizenz sichtbar sein – diesmal ohne den Hinweis “(Trial)“. Das ist derzeit übrigens die einzige Stelle, an der die Unterscheidung zwischen der Test- und einer vollwertigen Lizenz sichtbar wird, denn in RouterOS wird das leider noch nicht angezeigt.

Anschließend sollte auf der VM die Verbindung mit dem Nutzerkonto erneut hergestellt werden, um die neue Lizenz zu installieren und ein Ablaufen zu verhindern:
/system license renew level=p1 account=dein@nutzer.konto
Das war’s – die Lizenz sollte jetzt erfolgreich installiert sein!