Das LibreOffice-Projekt besteht aus einer Vielzahl von Sprachprojekten weltweit, die LibreOffice in ihrer Sprache testen, vermarkten, lokalisieren und dokumentieren. Wir treffen uns regelmäßig, um über die lokalen Aktivitäten zu sprechen, uns auszutauschen und Pläne für die Zukunft zu schmieden. Im April 2018 war es im deutschsprachigen Projekt wieder soweit.
In den Räumen von freiheit.com in Hamburg, bei denen ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte, fanden gleichzeitig das LibreOffice-Hackfest im neuen Format und das deutschsprachige Community-Wochenende statt. Meine Kollegen Mike, Thorsten und Björn, dem ich für die klasse Initiative und die tolle Organisation danken möchte, haben bereits dazu in den verschiedenen Blogs berichtet. Heute möchte auch ich meine ganz persönlichen Eindrücke mit euch teilen. ;-)
Wie ihr euch vorstellen könnt, ist bereits die Terminfindung zu so einer Veranstaltung alles andere als trivial – Feiertage, Urlaube und andere Konferenzen wollen berücksichtigt werden, sodass die Zusammenlegung mit dem Hackfest sich auch, aber nicht nur, aus diesem Grund angeboten hat.
Die Location war dabei ziemlich “stylish”. Ein modernes Bürogebäude, mit schönem Blick über Hamburg – und auch das Wetter hat super mitgemacht. Alles in allem waren wir ca. 30 Leute aus verschiedenen Ländern, die das Interesse an LibreOffice eint und für die das Community-Treffen eines der Highlights im Jahr ist, an denen man sich persönlich sieht. Als Gast durften wir in diesem Jahr Silva von der albanischen Community begrüßen, was uns sehr gefreut hat, gehört sie doch zum Team derjenigen, die im September die LibreOffice-Konferenz in Tirana organisieren.

Ein großes Thema für die deutschsprachige Community ist seit einiger Zeit die Nachwuchsförderung. Viele von uns sind bereits seit langem mit dabei, aber wie in anderen Projekten auch, ändert sich die Lebenssituation bei einzelnen: der ehemalige Student ist im Vollzeitjob, andere haben Familie, wiederum andere sind ins Ausland gezogen – kurzum, die Prioritäten verschieben sich und nicht jeder hat Kapazitäten frei, größere Projekte zu stemmen.
Umso schöner ist es zu sehen, dass sich viele weiterhin als Teil der deutschsprachigen Gemeinschaft sehen und bei den Treffen mit dabei sind. Das ist ja das Schöne an Open-Source-Communities: Aus Kollegen werden schnell Freunde, die einen über viele Jahre begleiten. Man kennt sich, man hat gemeinsame Interessen und kann nach all den Jahren auch in ein paar Erinnerungen schwelgen. ;-) Und, ganz nebenbei bemerkt, auch die Stiftung selbst stellt für die Aufnahme als Mitglied im Kuratorium keine unüberwindbaren Hürden.
Das Zusammenlegen von Hackfest und Community-Treffen hatte dabei den Vorteil, dass wir als deutschsprachiges Projekt auch mal über den Tellerrand schauen konnten. Ein Großteil der Programmentwicklung findet auf den internationalen, englischsprachigen Mailinglisten statt, sodass die gemeinsame Veranstaltung für viele die Gelegenheit bot, mehrere Entwickler persönlich kennen zu lernen und ein Gesicht zum Namen zu bekommen. Solche Kontakte sind viel wert, gerade in einem großen Projekt wie dem unseren und ich bin mir sicher, dass einige Fragen und Vorschläge dadurch direkt auf den Weg gebracht werden konnten.
Einer der Diskussionspunkte war die Teilnahme an Veranstaltungen. Hier wollen wir als DE-Projekt unseren eingeschlagenen Weg fortsetzen und künftig weniger an großen und teuren Messen teilnehmen, als vielmehr kleinere und lokale Events unterstützen. Zum einen ist das deutlich günstiger, denn eine große Messe kann schnell Kosten im fünfstelligen Bereich produzieren, zum anderen erreichen wir auf diesem Weg deutlich einfacher neue Mitwirkende als auf den klassischen Veranstaltungen. Wir wollen in Zukunft verstärkt darauf setzen, die Mitarbeit im Projekt zu bewerben, denn LibreOffice als Produkt ist auf den meisten Open-Source-Events bereits bekannt.
Ein erster Erfolg ist dabei die Teilnahme am Linux-Infotag in Augsburg Ende April, bei dem das LibreOffice-Projekt zum ersten Mal mit einem eigenen Stand vertreten war. Mit etwas Glück sind wir auch auf den Linuxwochen Linz mit dabei und versuchen zudem, einen Stand auf der FrOSCon zu bekommen. Ich selbst freue mich, im Juni auf der FOSS Backstage in Berlin einen Vortrag zur Stiftung zu halten. Parallel dazu haben wir Ideen für die weitere Überarbeitung unserer Mitmachseiten gesammelt, die wir nach und nach ausrollen werden.
Silva hatte zudem wertvolle Eindrücke aus der albanischen Community im Gepäck. Der große Vorteil in Albanien ist, dass sich nahezu die gesamte Open-Source-Aktivität um die Hauptstadt Tirana konzentriert und es mit Open Labs einen gemeinsamen Hackerspace gibt, der sowohl als spontaner Treffpunkt als auch für geplante Veranstaltungen genutzt wird. Im deutschsprachigen Raum verteilt sich die Community über eine deutlich größere Fläche und selbst für mich, der schon nahe München wohnt, beträgt die einfache Fahrtzeit locker 90-120 Minuten, mit eher bescheidener Verkehrsanbindung am Abend – ungeeignet für einen spontanen Abstecher zum gemütlichen Feierabendtreff. Eine der Ideen ist es, lokale Treffen wie den Stammtisch West oder auch die Münchener Open-Source-Treffen wieder vermehrt zu Community-Treffpunkten auszubauen. Ich kann mich noch gut an die ehemaligen Stammtische in München erinnern, die regelmäßig gut zwei Dutzend Teilnehmer begeistert haben – das sollten wir wieder in’s Leben rufen.
In diesem Zusammenhang kam auch die Idee erneut auf, eine deutschlandweite Karte mit allen Aktiven im Projekt zu erstellen, damit wir einen besseren Überblick bekommen, welche “Hotspots” wir im Projekt haben und wo sich lokale Treffen lohnen. Diejenigen, die kein Treffen in der Nähe haben, sind natürlich weiterhin eingeladen, an unseren monatlichen Telefonkonferenzen teilzunehmen, bei der sich Community-Mitglieder zu den aktuellen Entwicklungen im Projekt austauschen.
Das Wochenende ging, wie jedes Community-Treffen, viel zu früh vorbei. Für mich war es schön, all die Kollegen, Mitwirkenden und Freunde im Projekt wiederzusehen und ich freue mich schon auf das nächste Treffen, das wir noch in diesem Jahr organisieren wollen.
In diesem Sinne: Happy Hacking!