In diesen Tagen erhalten viele Telefonkunden überraschend Post ihres Anbieters. Dort steht, dass der Anschluss leider gekündigt werden muss, wenn der Kunde nicht aktiv wird und in einen neueren Tarif wechselt. Was es damit auf sich hat und welche Möglichkeiten es gibt, das versuche ich in diesem Artikel zu beleuchten.
Worum geht es?
Angeschrieben werden Telefonkunden, die noch einen klassischen “echten” ISDN-Anschluss haben, sei es als bloßer Telefonanschluss oder in Verbindung mit einem ADSL- oder VDSL-Zugang. Solche Anschlüsse werden schon seit längerem nicht mehr aktiv vermarktet, betroffen sind also zumeist nur Altverträge.
Die in die Jahre gekommene ISDN-Technik wird mehr und mehr zugunsten neuerer Technologien aufgegeben. Schlagwörter in diesem Zusammenhang sind IP-Anschluss, Internet-Telefonie und Voice over IP (VoIP).
Vereinfacht gesagt transportieren die Anbieter künftig alles über das Internet, anstatt parallel mehrere Netze zu pflegen. Das soll die Kosten senken und perspektivisch schnellere Onlinezugänge und mehr Dienste ermöglichen.
Wer ist betroffen?
Betroffene werden in der Regel einige Monate vor Ablauf der Mindestvertragslaufzeit angeschrieben und aufgefordert, sich bei ihrem Anbieter zu melden, um das weitere Vorgehen zu klären. Grundsätzlich sind solche Kunden betroffen, die noch “echtes” ISDN nutzen, oder VDSL-Kunden der ersten Stunde, die Altanschlüsse zumeist in Großstädten haben.
Kunden aktueller Tarife sind normalerweise genauso wenig betroffen wie reine Telefonkunden mit “analogem” Anschluss. Vereinfacht gesagt: Gibt es einfach nur ein Telefon ohne Internetzugang, das an einer Telefondose an der Wand angeschlossen ist, steht normalerweise keine Umstellung ins Haus – hier erledigen die Provider alles direkt in der Vermittlungsstelle.
Kann ich das Problem ignorieren?
Aus rechtlichen Gründen dürfen die Anbieter die Verträge nicht von sich aus umstellen. Sie haben aber die Möglichkeit, die Verträge nach Ablauf der Kündigungsfrist zu beenden, wovon sie auch Gebrauch machen.
Auf lange Sicht kann man daher das Problem daher nicht ignorieren, sondern muss selbst aktiv werden, ansonsten steht man im schlimmsten Fall ohne Anschluss da. Ich gehe aber davon aus, dass die Anbieter mehrmals mit dem Kunden Kontakt aufnehmen, bevor der Anschlus wirklich stillgelegt wird.
Übrigens: Die für beide Seiten bindende Vertragslaufzeit steht seit einigen Monaten auf jeder Rechnung – das hilft bei der Planung.
Was muss ich tun?
In der Regel werden mit dem Anschreiben auch gleich ein oder mehrere alternative Tarife auf Basis der neuen Technologie angeboten, die sich unter anderem in der Internetgeschwindigkeit und den enthaltenen Optionen unterscheiden. Der Vorteil bei der Umstellung auf die neuen Tarife ist, dass sie oftmals mit einer deutlich schnelleren Internetanbindung aufwarten können – so sind 50 Mbit/s-Zugänge und schneller statt der bisher 6 oder 16 Mbit/s-Varianten keine Seltenheit.
Wichtig ist, sich genau zu überlegen, was man benötigt. Hat man den DSL-Anschluss überhaupt genutzt? War er schnell genug oder darf’s auch ein bisschen flotter sein? Die Anbieter haben ein verständliches Interesse daran, neue Tarife an den Kunden zu bringen, aber jeder hat ein anderes Nutzungsprofil und nicht immer sind die ganz großen Pakete für jeden sinnvoll. Ein nachträgliches Upgrade in einen höherwertigen Tarif ist in der Regel problemlos möglich.
Hat man sich für einen Tarif entschieden, teilt einem der Anbieter das Umstellungsdatum mit, zu dem der alte Anschluss ab- und der neue angeschaltet wird. An diesem Tag ist die telefonische Erreichbarkeit eingeschränkt, man sollte also entsprechend planen und den Termin beispielsweise in den Urlaub legen, wenn der Anschluss beruflich genutzt wird.
Was bedeutet das für meine Hausinstallation und Geräte?
Neben der Tarifwahl steht auch die Bestandsaufnahme der eigenen Endgeräte und des Hausnetzes an an.
An der eigentlichen Hausinstallation, d.h. Übergabepunkt und Abschlussdose, ist in der Regel nicht viel zu tun, ein Technikerbesuch ist meistens nicht nötig. Nur sehr alte und schlecht verlegte bzw. isolierte Kabel können unter Umständen ein Problem darstellen, was sich in immer wieder abbrechenden Verbindungen äußert.
Der Router, der die Verbindung ins Internet herstellt, muss ggf. ersetzt werden. Alte Modelle, die nur für ISDN- und ADSL geeignet sind, können am neuen Anschluss nicht weiterbetrieben werden. Bereits mittelpreisige Geräte der letzten Jahre unterstützen hingegen meistens schon den Betrieb sowohl an alten als auch an neuen Anschlüssen. Sie können dann weiter genutzt werden, lediglich Splitter und NTBA müssen am Umstellungstag entfernt werden.
Die bisherigen analogen oder ISDN-Telefone bzw. Telefonanlagen können zwar nicht direkt weiterbetrieben werden. Viele Router arbeiten jedoch gleichzeitig als Wandler und machen die Geräte somit fitt für den neuen Anschluss, indem sie das Signal umsetzen und entsprechende Anschlüsse bereit stellen. Damit lässt sich dann die bestehende Infrastruktur weiterverwenden, nur manche spezielle ISDN-Funktionen stehen unter Umständen nicht mehr zur Verfügung. Bei guten Routern kann sogar der hausinterne S0-Bus bei Bedarf weiterbetrieben werden.
Was konkret am Umstellungstag zu tun ist, das teilt der Anbieter mit. Bei den meisten ISDN-Anschlüssen können an diesem Tag der NTBA und, sofern vorhanden, der Splitter entfernt sowie der neue Router direkt mit der TAE-Abschlussdose verbunden werden. Anschließend genügt es, auf der Weboberfläche des Routers den neuen Anschlusstyp zu wählen und den Anweisungen des Assistenten zu folgen. Dann kann man fast nahtlos weiter telefonieren und surfen.
Bei Firmenanschlüssen mit mehreren Leitungen kann das Ganze jedoch völlig anders aussehen – hier muss die Telefonanlage möglicherweise gegen ein Modell getauscht werden, das SIP-Trunking unterstützt, um Rufnummernblöcke und Durchwahlen zu realisieren. Die meisten Router für den Heimbedarf sind hierfür nicht geeignet.
Was ist mit Fax, Hausnotruf & Co.?
Neben der Telefonie gibt es eine Vielzahl weiterer Geräte, die ans neue Netz angeschlossen werden wollen.
Das Faxgerät kann, entsprechende Hardware vorausgesetzt, angeblich weiterverwendet werden, selbst getestet habe ich das aber noch nicht. Beim Fax werden spezielle Verfahren benutzt, die durch die an IP-Anschlüssen genutzten Codecs eventuell Probleme bereiten. Als Alternative gibt es im Internet zahlreiche Anbieter, die Faxversand und -empfang direkt über den Browser oder per Mail ermöglichen. Das funktioniert nicht nur zuverlässig, sondern ist auch komfortabel und zumindest für die meisten Privatanwender mehr als ausreichend.
Ein Hausnotrufsystem muss explizit mit VoIP-fähigen Anschlüssen zurechtkommen. Ein Gerät, das nur für analoge Anschlüsse zertifiziert ist, funktioniert unter Umständen nicht zuverlässig. Hier sollte also umgehend mit dem Anbieter des Notrufs Kontakt aufgenommen und ggf. das Gerät getauscht werden, um keine wertvolle Zeit zu verlieren!
Auch bei anderen speziellen Anwendungen kann in der Regel nur der Hersteller helfen, beispielsweise Kreditkartenterminals, Fahrstühle, Alarmanlagen und Steuerungssysteme. Rechtzeitige Kontaktaufnahme mit dem Anbieter vermeidet Ausfälle und Fehlfunktionen.
Was hat das mit dem Fernsehen zu tun?
Etwas verwirrend ist, dass viele Telefonieanbieter mittlerweile auch Fernsehen im Angebot haben, was ebenfalls über den Internetzugang per Streaming realisiert wird. Im Anschreiben können daher auch Tarife mit Fernsehen enthalten sein.
Dies hat nichts mit einem bestehenden Kabelanschluss zu tun! Wer bereits über einen Kabelanbieter versorgt wird, sollte die Angebote und Kündigungsfristen genau vergleichen, um am Ende nicht doppelt zu zahlen. Dazu kommt, dass die Versorgung mehrerer Fernseher im Haus übers Internet komplizierter ist als per klassischem Kabelanschluss.
Welche Alternativen gibt es?
Die Umstellung lässt sich natürlich auch hervorragend dafür nutzen, alternative Angebote zu prüfen, denn neben dem bisherigen Anbieter buhlen zahlreiche weitere Firmen um die Gunst der Kunden. Die eigene Rufnummer kann in Deutschland grundsätzlich im Rahmen der Portierung von einem zum anderen Anbieter mitgenommen werden.
Da gibt es zum einen die Kabelanbieter, die neben Fernsehen mittlerweile auch Internet- und Telefonzugänge vermarkten. Auch hier bindet ein Router die bestehenden Geräte problemlos an.
Wer weiterhin auf den Telefon- und Internetanschluss per Kupfer setzt, der hat dennoch die Wahl zwischen verschiedenen Anbietern und Angeboten, sodass sich ein Blick auf verfügbare Angebote lohnen kann.
In manchen Regionen gibt es angeblich auch Anbieter, die weiterhin echtes ISDN zur Verfügung stellen. Inwieweit das zukunftsfähig ist, wird sich zeigen und wenn ohnehin ein Tarifwechsel ansteht, würde ich vermutlich auf neuere Technologien setzen.
Anbieter, die den Internetzugang per LTE oder Satellit realisieren, sind für die Telefonie übrigens nur sehr bedingt geeignet. Die Leitungen haben oft höhere Latenzen (Signallaufzeiten) und das Transfervolumen ist begrenzt.
Wer ohnehin kaum noch über’s Festnetz telefoniert, der wird eventuell mit einem reinen Internet-Tarif glücklich und führt die Telefonate künftig einfach vom Handy.
Telefonie unabhängig vom Internet-Anbieter
Für mich bewährt hat sich die Lösung, die Telefonie über so genannte Voice over IP-Anbieter, auch SIP-Anbieter genannt, unabhängig vom Internetanschluss zu realisieren. Alles aus einer Hand zu haben mag vielleicht verlockend klingen, aber gibt es Ausfälle beim Anbieter oder gar Streit, so sind dann oft alle Dienste betroffen. Zudem geht der Wechsel des Providers viel einfacher vonstatten, wenn nicht noch der Umzug der Telefonnummer koordiniert werden muss.
Drittens erlaubt die Technik auch, den Anschluss gleichzeitig an mehreren Orten aufzuschalten, beispielsweise zuhause und im Büro, und somit immer unter seiner Nummer erreichbar zu sein. Zwar arbeiten auch die Internetanbieter meist mit Voice over IP, schränken den Zugriff von anderen Providern jedoch mitunter ein, sodass die Anmeldung nur aus deren Netz möglich ist.
Eins soll allerdings nicht verschwiegen werden: Die Einrichtung kann durchaus aufwändiger sein, als wenn man einfach das Angebot vom Provider nutzt. Für die Techniker: Carrier Grade NAT (CGN) bzw. Dual Stack Lite (DS-Lite) können einen Strich durch die Rechnung machen und nicht alle Anbieter und Endgeräte unterstützen bislang IPv6. Allerdings hat sich hier in der letzten Zeit viel getan – und ich möchte meinen vom Provider unabhängigen Telefonanschluss längst nicht mehr missen. Gerade höherwertige Router erlauben die Installation mit wenigen Handgriffen, die auch für Laien zu bewerkstelligen ist.
Das Ganze kann man übrigens relativ gefahrlos testen: Viele Router erlauben, parallel mehrere Telefonieanbieter zu nutzen. So kann man mit einer Testrufnummer den gewünschten Anbieter in Ruhe testen und dann erst bei Bedarf die eigentliche Nummer dorthin umziehen.
Es gibt noch reine Internet-Anschlüsse?
Zumindest im Kabelbereich ja :-)
Es gibt noch reine Internet-Anschlüsse?
Ha, aber finden ist das Problem. Nach Eingabe Ort spucken diverse Seiten jede Menge günstig Angebote aus – aber beim auswählen ist fast immer Fetznetzflat dabei. UNd die *günstigen Angebote* sind nur rechnerisch günstig – es werden einfach die Lockpreise für die ersten 12 Monate oder so ein bisschen vermischt. entscheidend ist der Preis NACH der Lockperiode.
wer eine Seite mit realischtischen Preisen und OHNE Festnetzflat weis – her damit
Ich nutze zum Vergleichen immer gerne Teltarif, vielleicht hilft dir das ja weiter. ;-) Ansonsten bieten zumindest die Kabelnetzbetreiber auch Tarife ohne Telefon an.
… zu Preisen, bei denen ich auch eine Flatrate für’s Telefon mitbekommen kann:
https://www.unitymedia.de/privatkunden/internet/internet/
Manchmal gibt es auch so noch Internet pur
https://www.dokom21.de/de/Privatkunden/Produkte–Tarife/Telefon–Internet/Internet-pur-Tarif.htm
Fand ich aber kein konkurrenzfähiges Angebot, wenn man sich überlegt, dass ich bei o2 Internet + Flatrate für Mobil + Fest bei Bestandskundenrabatt für 20 Euro bekomme. Auch zum Standard-Angebot ist das nicht konkurrenzfähig:
https://www.dokom21.de/de/Privatkunden/Produkte–Tarife/Telefon–Internet/Unser-Spartarif.htm