Wie man seine SIM-Karte bändigt

Welche Dienste die Mobilfunkanbieter standardmäßig auf die SIM-Karte schalten – und warum man einiges davon vielleicht gar nicht möchte

Neulich habe ich eine neue SIM-Karte für eine Freundin eingerichtet, die mich darum gebeten hat, möglichst viele Kostenfallen von vornherein auszuschalten. Die folgenden Notizen aus dieser Aktion sind meine persönliche “Best Practice”, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn bei der Vielzahl an Diensten, Services und Einstellungen ist nicht nur der Normalanwender schnell überfordert.

Die SIM-Karte kennt viele Einstellungen
Die SIM-Karte kennt viele Einstellungen
  • PIN
    Die PIN dient dem Schutz der SIM-Karte. Jedes Mal beim Neustart des Handys wird sie abgefragt, um eine ungerechtfertigte Nutzung des Vertrags zu unterbinden. Bei manchen Anbietern ist die PIN-Abfrage standardmäßig deaktiviert, was jedoch ein Risiko darstellt. Bei der Inbetriebnahme einer neuen Karte solltest du daher eine sichere PIN wählen und die PIN-Abfrage aktivieren.
  • PIN2
    Die PIN2 wird heutzutage eher selten genutzt und dient u.a. der Begrenzung von Anrufen zu bestimmten Zielen. Manchmal ist sie nicht separat festgelegt, sondern je nach Anbieter mit 0000 oder 1234, oder auch identisch zur Standard-PIN definiert. Auch sie solltest du auf eine sichere Zahlenfolge ändern, idealerweise unabhängig von der PIN.
  • Rufnummernübermittlung
    Je nach Anbieter wird deine Rufnummer zum Angerufenen übertragen oder unterdrückt, kann aber durch separate Konfiguration auf deinem Handy davon abweichend eingestellt werden. Auf vielen Geräten ist standardmäßig die netzseitige Vorauswahl aktiviert, die du durch deine Präferenz ersetzen solltest.
    Ein Tipp am Rande: So verlockend das Unterdrücken der Rufnummer auch sein mag, viele Anwender lassen solch anonyme Anrufe mittlerweile direkt auf die Mailbox weiterleiten. Du solltest daher deine Rufnummer standardmäßig übertragen – fallweise kannst du sie mit dem Steuercode #31# vor der Wahl der eigentlichen Rufnummer unterdrücken.
  • Anklopfen
    Durch eine Funktion namens Anklopfen bist du auch während eines Telefonats für einen zweiten Gesprächspartner erreichbar – ein Signalton macht dich auf den eingehenden Anruf aufmerksam, den du bei Bedarf annehmen kannst. Auf deinem Handy stellst du ein, ob du Anklopfen nutzen möchtest oder nicht.
    Hinweis: Viele Prepaid-Karten erlauben kein Anklopfen, die Funktion ist hier netzseitig deaktiviert.
  • Info-SMS
    Wenn dein Anschluss nicht erreichbar ist – sei es, weil dein Handy ausgeschaltet ist, keinen Empfang hat, besetzt ist oder du das Gespräch einfach nicht annimmst – versenden viele Anbieter mittlerweile so genannte Info-SMS, die dich über den verpassten Anruf informieren. Eigentlich eine nette Funktion, ist sie für den Anrufer jedoch kostenpflichtig, denn sie wird als normale Verbindung ins Mobilfunknetz abgerechnet. Auch bei der Nutzung von Parallelruf kann diese Funktion lästig sein – über die Hotline deines Mobilfunkanbieters deaktivierst du die Funktion.
  • Rückruf bei Besetzt
    Die Funktion Rückruf bei Besetzt ist bei vielen Anbietern heutzutage Standard und ermöglicht dir, einen besetzten Anschluss automatisch anwählen zu lassen, sobald er wieder erreichbar ist. Falls dich die Funktion stört, kannst du sie in der Regel bei deinem Mobilfunkanbieter deaktivieren lassen – mittlerweile haben viele Handys eine ähnliche Funktion auch direkt implementiert.
  • Rufumleitung
    Bei neuen Verträgen ist oft die Rufumleitung auf die Mailbox standardmäßig aktiviert. Du kannst die Rufumleitung im Menü deines Handys verändern oder ganz deaktivieren, nur einige Anbieter erlauben das nicht. Wenn du keine Mailbox nutzen willst, solltest du alle Rufumleitungen deaktivieren. Du kannst auch die Zeit einstellen, nach der deine Mailbox abnimmt – oft sind nur 20 Sekunden voreingestellt, meine persönliche Präferenz liegt bei 30 Sekunden.
  • Drittanbietersperre
    Eine Kostenfalle, die immer wieder für Ärger sorgt, sind Beträge auf der Mobilfunkrechnung, die durch Drittanbieter entstehen – oftmals Abos, die mit regelmäßigen Kosten versehen sind, oder gebührenpflichtige Sonderrufnummern. Leider ist den Nutzern nicht immer klar, ob und welche Kosten hier auf sie zukommen daher sind diese Fälle immer wieder Gegenstand von Reklamationen. Ich empfehle dir daher, bei deinem Anbieter eine so genannte Drittanbietersperre einrichten zu lassen, was sich entweder direkt online oder aber über die Hotline erledigen lässt. Die Sperre gibt es in verschiedenen Abstufungen, beispielsweise mit oder ohne providereigenen Dienste – je weitgehender du die Sperre einrichten lässt, desto sicherer. Die meisten über die Mobilfunkrechnung bezahlten Angebote kannst du auch auf herkömmliche Art und Weise bezahlen, beispielsweise per Kreditkarte.
  • Internet-Zugang
    Zwar heutzutage bei vielen Tarifen selbstverständlich, aber manchmal dennoch Problempunkt: der Internetzugang. Du solltest deinen Vertrag genau prüfen, ob und zu welchen Konditionen der Internetzugang enthalten ist, denn mitunter stößt man immer noch auf Tarife, die keine Kostendeckelung vorsehen. Sofern du einen solchen Vertrag hast, solltest du dir überlegen, nicht nur den Internetzugang im Telefon selbst, sondern auch direkt beim Mobilfunkanbieter sperren zu lassen, um erst gar keine Kostenfallen entstehen zu lassen. Abraten würde ich von dem Tipp, einfach den Zugangspunkt (APN) zu löschen, denn bei manchen Anbietern funktioniert der Internetzugang dann trotzdem.
  • Roaming-Tarife
    Roaming, d.h. die Nutzung deines Handys im Ausland, ist teuer. Zwar hat sich die Lage in den letzten Jahren etwas entspannt, da immer mehr Roaming-Flatrates auf den Markt drängen, doch je nach Vertrag und Land ist die Lage immer noch sehr unterschiedlich – bis hin zur absurden Situation, dass manchmal der SMS-Versand aus dem EU-Ausland günstiger ist als innerhalb Deutschlands. Wenn du Roaming ohnehin nicht nutzt, solltest du es bei deinem Anbieter nach Möglichkeit sperren lassen. Falls du einen Roaming-Tarif nutzt, achte genau auf die Details: zum einen gilt das Angebot oft nur innerhalb der EU, Länder wie die Schweiz sind oft ausgeschlossen. Zum anderen bieten viele Mobilfunkunternehmen zwei Tarife an: einen so genannten EU-Tarif, der eine Kostendeckelung sowohl bei den Minutenpreisen als auch bei den Gesamtkosten vorsieht, und eigene Tarife, die frei und ohne Gesamtkostendeckelung gestaltet sind. Hier lohnt sich ein genaues Durchrechnen.
  • Mailbox-PIN
    Bei den meisten Anbietern kannst du deine Mailbox vom Inland aus ohne Eingabe einer Mailbox-PIN (nicht zu verwechseln mit der SIM-Karten-PIN) abfragen. Aus dem Ausland oder von fremden Anschlüssen wird jedoch immer eine PIN benötigt. Diese solltest du durch einen einmaligen Anruf bei deiner Mailbox direkt zu Vertragsbeginn setzen.
  • Anrufe aus der Mailbox
    Manche Anbieter ermöglichen dir, direkt aus deiner Mailbox heraus Anrufer zurückzurufen. Zumindest früher waren die Minutenpreise für diesen Dienst sehr hoch, weshalb ich die Funktion in der Mailbox immer deaktiviert habe, um in keine Kostenfalle zu geraten. Heutzutage mag die Situation anders aussehen – ein Blick in das Preisverzeichnis deines Anbieters gibt dir Klarheit.
  • Papierrechnung
    Manche Anbieter schicken standardmäßig die Rechnung samt Einzelverbindungsnachweis per E-Mail, bieten aber optional auch eine kostenfreie Rechnungstellung per Post an. Hier lohnt es sich, bei seinem Anbieter nachzufragen, falls eine digitale Rechnung nicht ausreicht.
  • Einzelverbindungsnachweis
    Jeder Anbieter führt auf Wunsch einen so genannten Einzelverbindungsnachweis, wahlweise mit Kürzung der Rufnummern und wählbarer Speicherdauer. Sofern du deine monatliche Rechnung genau überprüfen willst, solltest du den Einzelverbindungsnachweis so bald als möglich nach Vertragsbeginn aktivieren, denn er wird nur jeweils für die Zukunft geführt.
  • Datenschutzklauseln
    Beim Vertragsschluss kannst du in die Nutzung deiner Daten zu Werbezwecken einwilligen, manche Formulare sind hier durchaus kreativ. Ich widerspreche der Nutzung meiner Daten zu solchen Zwecken grundsätzlich, wenn ich Beratung und Information benötige, kann ich diese auch aktiv einfordern.
  • Zugang zum Online-Kundendienst
    Fast alle Anbieter ermöglichen heutzutage, einige Optionen direkt selbst online zu konfigurieren. Bei den meisten kannst du dich unkompliziert anmelden und erhältst ein temporäres Passwort per SMS – manche jedoch schicken Zugangsdaten auch per Brief. Es kann nicht schaden, wenn du direkt nach Vertragsschluss deinen Zugang beantragst, damit du bei Bedarf direkt darauf Zugriff hast. Auch hier gilt, dass dein Passwort sicher sein sollte, und unabhängig von deiner PIN.
  • Kundenkennwort
    Viele Anbieter ermöglichen das Setzen eines so genannten Kundenkennworts, das abgefragt wird, wenn du über die Hotline Auskünfte oder Änderungen verlangst. Das dient deinem eigenen Schutz, damit niemand unberechtigterweise Zugriff auf deinen Vertrag erhält. Du solltest idealerweise direkt nach Vertragsschluss ein solches Kundenkennwort setzen.
  • MMS-Empfang
    Der Empfang von MMS spielt in der heutigen Zeit zwar bei vielen nur noch eine geringe Rolle, wer aber darauf angewiesen ist, sollte daran denken, dass viele Anbieter nur dann den direkten MMS-Empfang erlauben, wenn du zuvor selbst einmal eine solche Nachricht verschickt hast.
  • E-Mail-Empfang per SMS
    Einige Anbieter ermöglichen auch heutzutage noch den Empfang von E-Mails per SMS, beispielsweise für Alarmierungen oder das Servermonitoring. Allerdings ist diese Funktion mitunter nicht in den Flatrates enthalten, und pro empfangener E-Mail fällt eine Gebühr an. Du solltest die Funktion ggf. deaktivieren, um dich keinem Kostenrisiko auszusetzen – das kannst du entweder online oder per Hotline tun.

Autor: Florian Effenberger

Florian engagiert sich seit über 18 Jahren für freie Software und ist einer der Gründer der The Document Foundation, der Stiftung hinter LibreOffice

5 Gedanken zu „Wie man seine SIM-Karte bändigt“

  1. Danke für die interessante Übersicht!

    Das mit den Kosten für die Info-SMS wusste ich z. B. noch nicht. Danke für den Hinweis. Auf http://www.teltarif.de/i/sms-info.html gbit es eine Übersicht über die großen Anbieter und die Kosten, fals es noch jemanden interessiert.

    Die PIN2 ist mir noch nie begegnet. Man lernt nie aus, was es so gibt. :-)

    Bei der Rufnummerunterdrückung solte man auch wissen, dass Behörden wie Notruf, Strafverfolgung natürlich an die unterdrückte Nr. kommen.

  2. Servus,

    die Drittanbietersperre ist besonders bei den Kinder oder wenig geschickte Leute wichtig. Hatte dergleichen vor kurzem auf dem Smartphone der Tochter gehabt und einiges zahlen müssen, ;).

    Grüße

      1. Ich glaube, dass die Drittanbietersperre nur für danach abgeschlossene Geschäfte greift, vorher bestehende Abos laufen weiter – so stand es zumindest in einem der Artikel zum Thema neulich.

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